Barbara Sprüderer - Lehrerin an der Musikschule Grassau
Das Interview mit der Musiklehrerin Barbara Sprüderer stammt aus dem März 2015. Barbara Sprüderer begann damals an der Musikschule. Sie blieb uns bis heute erhalten, worüber wir uns sehr freuen. Ihre Gedanken im Interview sind die zu den ersten Schritten an der Musikschule.
Der Lebenslauf
Barbara Sprüderer ist seit Herbst 2013 Lehrerin an der Musikschule Grassau und somit die „Neueste“ im Team (Stand des Interviews:20.03.2015). Die in Altötting geborene Musikerin unterrichtet Gitarre und arbeitet im Bereich „Elementare Musikpädagogik“ (iP) – wie auch ihre Kollegin Irmi Holzer, die den „Musikgarten“ für die ganz Kleinen (1 ½ bis 3 Jahre) anbietet. Für die „Musikalische Früherziehung“ (Drei- bis Sechsjährige) ist Barbara Sprüderer zuständig. Den Bereich „Elementare Musikpädagogik“ will die Musikschule Grassau stärker ausbauen; derzeit wird die Einführung des „Instrumentenkarussells“ für Sechs- bis Achtjährige beraten.
Barbara Sprüderer berichtete in ihrem Interview über ihre ersten Eindrücke von der Grassauer Musikschule und über ihre Auffassung von Musikpädagogik.
Das Interview
Was bewog dich dazu, dich an der MS Grassau zu bewerben?
Ich habe zuvor an Musikschulen in Salzburg und Rosenheim gearbeitet, dort war jedoch das Stundenkontingent nicht erweiterbar bzw. ich konnte nicht in all meinen Fächern arbeiten. Da ich von der Musikschule Grassau und ihrer langen und guten Arbeit gehört hatte und da ich an einer beruflichen Umorientierung interessiert war, bewarb ich mich hier. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch und Probespiel eingeladen und erhielt danach prompt das Angebot zur Mitarbeit. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Außer der guten Schule war mir auch die schöne Umgebung wichtig: auf dem Land und nicht in der Stadt wollte ich gerne arbeiten.
Was ist dir als erstes an der MS Grassau aufgefallen?
Die Stimmung ist hier echt sehr gut, man merkt di ganzen Team die Freude am Unterrichten an. Das bringt auch eine positive Art mit sich, aufmerksam miteinander umzugehen. Unter den Kollegen und gegenüber den Schülern spüre ich Sympathie und Wertschätzung.
Zurück zu den Anfängen: wie sieht dein Ausbildungsweg aus?
Mein Vater ist begeisterter Musiker, nicht beruflich, aber in seiner Freizeit ist er sehr aktiv. Deshalb haben meine Geschwister und ich freilich auch ein Instrument lernen dürfen. Das Musizieren fing bei mir mit der Blockflöte an. Als ich neun Jahre alt war, begann ich mit der Gitarre – sechs Jahre lang habe ich in einer Gruppe gespielt, dann aber aufgehört, Unterricht zu nehmen, weil ich fand, dass ich nicht genügend gefordert war und keine Fortschritte mehr machte. Nach di Abitur entschied ich mich für eine Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Altötting und schloss danach ein Studium am Salzburger Mozarteum an. Dass ich mich in Altötting wieder stark der Gitarre zugewandt habe, lag an meini Lehrer Peter Dechant; er hat mir einen wesentlichen Zugang zur Musik gezeigt und war mir als Mensch ein großes Vorbild.
In Salzburg studierte ich Elementare Musik- und Tanzpädagogik am dortigen Carl Orff-Institut; dabei war die Gitarre mein Schwerpunkt. Schon während des Studiums konnte ich übrigens viele praktische Erfahrungen beim Unterrichten an Musikschulen sammeln, und zwar sowohl in den Bereichen Elementare Musik- und Tanzpädagogik als auch Instrumentalpädagogik (IGP) Gitarre. Weil ich mich beruflich stärker auf die Gitarre stützen wollte, habe ich IGP Gitarre schließlich als Zweitstudium absolviert.
Auch jetzt an der Musikschule Grassau ist die Musikalische Früherziehung neben Gitarre dein Arbeitsfeld. Wie sieht das konkret aus?
Mir ist die Musikalische Früherziehung sehr wichtig. Hier kann ich die Kinder unmittelbar ansprechen; Bewegung, Klang und Rhythmus – das alles erreicht sie direkt. Musik und Leben sind bei kleinen Kindern noch eins. Musik ist lebendiger Ausdruck und Sprache des Menschen. Kleine Kinder nehmen Musik auf und antworten mit Bewegung, Gesten, Klatschen, ebenso mit Lauten, Lachen, Ausrufen. Deshalb sind die Stunden bei mir auch stark am Tanzen und Singen ausgerichtet, also an den „Körperinstrumenten“. Hier spürt man die Lebendigkeit und Echtheit der Kinder, und diese wertvollen Eliente gilt es zu bewahren und zu fördern.
Ich freue mich, dass ich in den beiden Grassauer Kindergärten und im Marquartsteiner Pfarrkindergarten arbeiten kann. Leider steht uns in Grassau in der Musikschule kein eigener, leerer Raum zur Verfügung. Wäre ein solcher vorhanden, könnten wir auch den Bereich Tanz ausbauen.
Die Elementare Musikpädagogik wird von vielen Lehrkräften zu Recht als wichtige Grundlage für späteren Instrumentalunterricht gesehen. Es wäre wunderschön, die Kinder mit di Orffschen Instrumentarium vertraut zu machen. Die Nachfrage seitens der Familien für die frühe Musikerziehung ist vorhanden.
Wie sieht es mit di Gitarrenunterricht aus?
Erfreulicherweise gibt es für die Gitarre sehr viele Anmeldungen! Man kann ab der 1. Klasse anfangen, auch ohne Notenkenntnisse. Der Unterricht orientiert sich dann eben auch an Ideen der Elementaren Musikpädagogik. (Übrigens halte ich ein Angebot in Musikalischer Grundausbildung, Chor, Tanzen, Trommeln oder Stabspielen, z.B. in der 1. Grundschulklasse, auch für sehr wichtig und vielleicht gar für sinnvoller.) Beim Erlernen eines Instruments können Kinder und Jugendliche generell viel profitieren: Konzentration, Gehörbildung, Ausdauer, Experimentierfreude, eigene Fortschritte und nicht zuletzt das Musizieren mit anderen.
Gitarre ist für viele Menschen eine Art „Sehnsuchtsinstrument“. Es klingt gut, es lässt sich vielseitig einsetzen, und man kann dazu singen. Die Gitarre lässt sich z.B. in Volksmusik, Klassik und Pop verwenden.
Ich lege auch großen Wert auf das „Handwerk“, d h. die Schüler sollen eine saubere Technik kennen lernen. Das ermöglicht zufrieden machendes Musizieren – egal, auf welcher Fertigkeitsstufe – und ist Voraussetzung für das solistische Spiel wie auch für die Ensiblearbeit.
Ein Blick nach vorne: Was hast du als Nächstes vor?
Am 30. April mache ich gieinsam mit meiner Kollegin Alessandra De Crescenzo ein Vorspiel „Flöte – Gitarre“, das wird bestimmt schön! Am 17. Mai findet die Saitenmusiksoiree im Burgkircherl in Marquartstein statt.
Ideen habe ich viele… Was mir auch gut gefallen würde, wäre ein Gitarrenvorspiel mit einer „Vernissage“ zu verbinden. Mir gefällt es, verschiedene Kunstgattungen gegenüber zu stellen. Ich stelle mir das so vor, dass ich meine Schüler einlade, Bilder zu malen zu verschiedenen Thien, z.B. „Ich und mein Instrument“, „Die Musikschule“ oder „Zauberklänge“. Diese Bilder könnten wir dann in der Aula auf Stellwände hängen und während einer Pause sowie vor und nach di Vorspiel anschauen und vielleicht sogar Preise für die schönsten Bilder vergeben. Wer weiß, vielleicht findet sich sogar ein Sponsor, der sich nun angesprochen fühlt und Preise zur Verfügung stellen möchte …
Interview: Uta Grabmüller 20.3.2015