Benefizlesung mit Christian Springer
Wenn aus Fremden Bekannte werden
Gelungene Benefizlesung für Kinder in Not in Nah und Fern
Grassau (tb) – Besser kann für gegenseitiges Verständnis wohl kaum geworben werden, wie es in Grassau während der Benefizveranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Länder und Literatur“ von der Grassauer Bücherei organisiert wurde. Hier trafen die vielen interessierten Gäste im Heftersaal auf Arabien, Frankreich, Spanien, Italien und Bayer, auf interessante Texte und auf ansprechende Musik und waren begeistert.
Eröffnet wurde der multikulturelle Abend von Wolfgang Diem mit dem Alphorn. Seinen „Aufruf“ hörten nicht nur Bürgermeister Rudi Jantke und Büchereileiterin Caroline Zeisberger, die mit dem witzigen, aber zum Nachdenken anregenden Text von Karl Valentin „Die Fremden“ auf das Thema hinführten. „Die Menschen müssen kapieren, dass es nicht so weitergehen kann und nur gemeinsam die dünne Atmosphäre geschützt werden kann. Wohlstand muss fair und gerecht geteilt werden“, betonte Bürgermeister Jantke in einer emotionalen Ansprache. Nach dieser deutschen Einleitung, ging es musikalisch zur arabischen Kultur. Hassan Al Assadi begeisterte das Publikum mit seiner Gitarrenmusik. Christian Springer, der den Hauptpart des interessanten Abends übernahm, widmete sich zunächst der arabischen Kultur. Fast schon aufgebracht, erklärte er wie Terroristen den Islam in Verruf bringen und diesen als Kunstfeindlich hinstellen. Arabien und der Islam haben jedoch eine Jahrtausend alte Kultur. „Terroristen und Vollidioten zerstören die Kultur und die Lebenslust des Islam“, platzte es aus Springer heraus. Dieser Abend solle die Lebenslust widerspiegeln und dies gelang bereits zu Beginn dem jungen Gitarrenspieler, der sein Instrument virtuos beherrschte.
Springer wählte aus der arabischen Literatur den blinden Literaten Taha Husain (14.11.1889- 28.10.1973), der erster Absolvent der Universität Kairo war und unter dem Titel „Die Tage“ seine Biographie veröffentlichte. In der dritten Person beschrieb Husain wie er Französisch lernte. Zunächst las Hamadi Dawisch, die seit fünf Jahren in Rosenheim lebt den Originaltext auf Arabisch. Man konnte sich noch so sehr konzentrieren, verstand aber kein einziges Wort und bekam damit auch einen Einblick, wie es den Asylbewerbern gehen muss, da es sich auch um eine völlig fremde Phonologie (Lautsystem) handelt. Mit welcher abwechslungsreicher Sprache und lebendig der ägyptische Dichter diesen Lebensabschnitt beschreibt, wurde erst bei der Übersetzung, gelesen von Christian Springer deutlich.
Vom Arabischen wechselte der Abend dann zum Französischen. Marie-Therese Jawurek las aus „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Die singende Sprache stellte ein passendes Pendant zum Arabischen her. Marie-Therese Jawurek wählte die Passage über das Zähmen des Fuchses und bezeichnete das Vorgetragene als eine „Hymne an die Freundschaft und die Liebe“. Französische Musik ließ dann Beatrice von Kutzschenbach am Flügel erklingen und verzauberte den Saal. Bayrisch ging es mit dem Autor Sebastian Huber weiter. Er zitierte aus seinem Buch „Meine guten Geister“ und präsentierte Geschichten aus seiner Kindheit. Dagmar von Below führte mit einem Märchen in die spanische Sprache ein und schließlich widmete sich Gabriele Kerschbaumer der italienischen Sprache. Beide Damen lasen auch die deutsche Übersetzung. Zu guter Letzt und später Stunde meldete sich der Sänger Lenny Lanner auf der Bühne und konnte italienische Lebensart musikalisch wiedergeben.
Dieser interessante und informative Abend machte deutlich, dass Literatur und Musik völkerverbindende Elemente sind, es hierzu nur etwas Aufgeschlossenheit und gegenseitiges Verständnis bedarf. Ganz nach dem Satz von Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ tb