Christine Gassner
Christine Gassner, Lehrerin für Akkordeon, Querflöte und Gitarre, kennt die Musikschule Grassau so lang wie kaum andere Musikerin oder Lehrkraft.
Christine Gassner, Lehrerin für Akkordeon, Querflöte und Gitarre, kennt die Musikschule Grassau so lang wie kaum andere Musikerin oder Lehrkraft. Deshalb kann sie im Jubiläumsjahr weit zurückblicken und schildern, was sich in vier Jahrzehnten geändert hat.
1. Ganz aktuell: die Musikschule Grassau wird heuer 40 Jahre alt. Wie lange begleitest du sie schon auf ihrem Weg?
Seit 38 Jahren schon! Damals kam ich als Schülerin an die Musikschule – und zwar nicht freiwillig. Mei Vater hot mi higschleift – do war i stocknarrisch! Aber es kam dann ganz anders. Bald war ich begeistert. Angefangen habe ich mit Akkordeon und kam früh dazu, im Ensemble zu spielen, z. B. bei den Irlberger Musikanten. Ich lernte noch Querflöte und Gitarre, darf nun seit 34 Jahren an der Musikschule Grassau unterrichten (schon parallel zu meinem Studium am Richard-Strauss-Konservatorium in München) und tue das bis heute mit großem Vergnügen. Seit Jahren betreue ich die Zweigstelle Bernau, wo ich auch lange die Jugendkapelle geleitet habe. Und mit einem überraschenden Vorschlag hatte Josef mir die stellvertretende Leitung des Marktkapelle übertragen: Er konnte eines Tages mit seinen neuen Schuhen nicht mit der Kapelle marschieren – und so durfte ich plötzlich beim Dirigieren einspringen. Das gilt bis heute, auch bei Wolfgang Diem.
2. Wie hast du die ersten Jahre erlebt: Unterricht, Kollegium, Veranstaltungen … war das vergleichbar mit heute?
Ich finde, damals war das Schulleben ruhiger. Es gab nicht so viele Angebote in den Gemeinden und im Jugendbereich. Es gab viel weniger Veranstaltungen. Die Musikschüler haben sich für ihr Instrument entschieden, und dabei blieben sie auch.
3. Wie erlebst du die Kinder und Jugendlichen im Musikunterricht – früher und jetzt?
Früher wie heute gilt: Gute Schüler können neben der Musik auch Sport machen, und oft sind sie auch in der Schule gut, obwohl wir ja wirklich erwarten, dass sie üben und bei Veranstaltungen mitmachen. Heute, finde ich, sind die Kinder und Jugendlichen aber viel mehr unter Druck, oft zerrissen zwischen den vielen Terminen und Anforderungen. Es geht oft gehetzter zu.
4. Was schätzest du an der Musikschule Grassau; was macht sie aus?
Ich schätze sehr, dass wir uns im Kollegium sehr gut kennen, dass wir beim Unterrichten eng vernetzt sind. Der gute Informationsaustausch – sowohl zwischen den Kollegen als auch seitens der Musikschulleitung – ermöglicht eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Neue Ideen können gut wachsen.
5. Was sind deine persönlichen musikalischen Vorlieben/Stärken/Ziele?
Meine vielen Schülerinnen und Schüler sind schon ein großes Arbeitsprogramm. Und bei der Marktkapelle und der Lehrer-Bigband Teacher’s Groove häng i sauber mit drin! Das macht großen Spaß. Gerne nehme ich auch andere Engagements wahr und mache oft Aushilfen – soweit es die Zeit halt erlaubt. Und beim öffentlichen Musizieren bleibe ich bei Akkordeon und Querflöte – die Gitarre ist eher was für mich allein, die spiele ich eher für mich.
6. Wenn du der Musikschule einen Wunsch erfüllen könntest, was wäre das?
Die Musikschule ist gut so, wie sie ist. Aber ein großer Wunsch für die Musik in Grassau ist unbedingt ein neuer Probenraum für die Marktkapelle. Das käme allen Musikanten zugute, z. B. auch der Jugendkapelle. Dann noch ein Wunsch, was die Unterrichtsliteratur betrifft: Die Schulwerke sind zurzeit zu amerikanisch, es sollte mehr und andere moderne Stücke geben. Für die Jugendkapellen hat es bisher nur wenige neue bairische Stücke gegeben; da waren wir froh über die Arbeiten von Matthias Linke und Karl Edelmann; inzwischen findet sich langsam mehr, das sich eignet. Zurzeit gibt es geradezu einen Hype auf Steirische, und das Pirxner-Projekt ist ein großer Erfolg. Das ist ein guter Weg.
7. Wie sieht die Musikschule Grassau in 40 Jahren aus?
Ich glaube: grundsätzlich wird sich nichts ändern! Es wird sicher keine Abwendung vom „Handgemachten“ geben, eigenes Musizieren wird seinen Wert behalten. Es bedeutet ja immer eine persönliche Erfahrung, und eine Aufführung kann einen Erfolg darstellen. Der Reiz, selbst etwas vortragen zu können, wird bleiben – bei Jung und Alt.
Interview: Uta Grabmüller