Kirche St. Michael
Die Rottauer Kirche ist bereits 1195 urkundlich erwähnt
360° Panorama von der Rottauer Kirche St. Michael
Geschichte
Ab 500 nach Christus missionierten irische Wandermönche Bayern. Ende des 7. Jahrhunderts erfolgte die eigentliche Christianisierung und die Errichtung eines starken Kirchentums, namentlich durch heiligen Bischöfe Ruppert, Emmeran und Korbinian, die Gründer der Kirchen von Salzburg, Regensburg und Freising. 739 vereinbarte der Hl. Bonifatius mit dem Herzog Oatilo die erste Organisation der bayerischen Kirche (vier Bistümer: Regensburg, Passau, Freising und Salzburg). Rottau war von Beginn an beim Bistum Salzburg. 1195 hat ein Dienstmann und frommer Fischer von Herrenwörth namens Sigiloh zum Altar des heiligen Sixtus und Sebastian ein Gütlein zu Rotawe gegeben zum Anbau von Hanf, damit man in der St. Michaelskirche zu Rotawe ein ewiges Licht unterhalten kann. In den alten Schriften heißt es: „... ut ecclesia S. Michael semper lumen haberet." Durch diese Stiftung zum ewigen Licht war bezeugt, dass schon damals das Allerheiligste eingesetzt wurde, was in der damaligen Zeit eine seltene Bevorzugung war. So war Rottau schon 1195 ein Kirchdorf. Urkundlich ist verzeichnet, dass im Jahr 1195 der Holzbau in einen Steinbau umgewandelt wurde mit gotischem Turm. Papst Innozenz III. bestätigte um das Jahr 1201 die Kirchen der Großen-Aue, wozu die Kirchen von Grassau und Übersee, sowie kleinere Filialkirchen im Achental darunter die von Rottau gehörte. 1216 kam Rottau zum Bistum Chiemsee.
Bei den Landshuter Erbfolgekriegen von Kaiser Maximilian zogen die Kriegsknechte 1504 durch Rottau zum Schloss Marquartstein. Kaiser Maximilian I. übernachtete am 26. Oktober 1504 in Bernau beim Alten Wirt. Auf einer Marmortafel heißt es: „ In dieser Wirtschaft des Frommen Christian Seiser übernachtete am 26.0kt. 1504 Kaiser Maximilian auf seinem Zug gegen die Feste Marquartstein ". Die Bauern verrammelten am Klaushäusl den Weg. Als Rache wurden sieben Bauernhöfe und die Kirche niedergebrannt. Die Äbtissin Ursula Pfaffinger schrieb in das Copialbuch des Klosters auf der Fraueninsel: „A suntag (27.0ct. 1504) zogen ir mayest. Hauptleut der fürst von Anhalt und Herr Reimbrecht von Reichenberg durch dy Clausen in das Grassertal. In der Clausen hat man greben und wer gemacht vast stark, der Zug zog gein Grassaw. Etlich bliben zu Rottau, dy verprennten siben Hews¬ser da und dy Kirch, die Pauern fluehen an Pirg , an dy Möser, geschach viel schaden." Erst nach vier Jahrzehnten erstand die Kirche wieder und zwar mit einem Zwiebelturm und wurde 1548 neu geweiht. Unter den Kirchenpflegern Blasi Weyrer und Sebastian Mayr betrug das Kirchenvermögen laut einer Rechnung vom November 1686 396 Gulden und 53 Kreuzer. Man konnte daher eine Anzahl von Darlehen vergeben, welche die Bauern von Rottau und Umgebung aufnahmen. Jeder Bauer, der Kirchengelder zu leihen nahm, hatte mindestens zwei Bürgen zu stellen, die mit ihrem Hab und Gut haften mussten. Die Kirche borgt im Jahre 1686 einen Betrag von 180 Gulden aus, was einen jährlichen Zins von 9 Gulden erbrachte.
Im Spanischen Erbfolgekrieg kämpfte der bayerische Kurfürst Max Emanuel auf Seiten der Franzosen gegen Kaiser Leopold aus Österreich. Nach einer verlorenen Schlacht in Tirol blieben dem Kurfürsten von 14000 nur 3000 Soldaten übrig und er zog sich in unser Gebiet zurück. Raubend und plündernd verfolgten die Tiroler die unterlegene Truppe. Am 10. Juli 1704 kam die Räuberbande nach Rottau. Die Soldaten machten aus der Kirchentür einen Trümmerhaufen und zerschlugen mit dem Gewehrkolben den Tabernakel, um an das Allerheiligste zu gelangen. Die Kirche wurde wieder zerstört, aber kurze Zeit später wieder aufgebaut. 1808 wurde das Bistum Chiemsee an das Generalvikariat Freising abgetreten, 1822 gehörten wir endgültig zum Erzbistum München und Freising.
1844 pilgerte der Lotsackbauer, dessen Haus bis 1834 beim jetzigen Gemüsegarten beim Huaba stand, mit dem Einöder von Grassau nach Rom. Sie brachten die Gebeine von römischen Heiligen mit, der Einöder für Grassau die des heiligen Felix, der Lotsackbauer, die vom Blutzeugen Candidus.
Am 3. Oktober 1845 erteilte die oberhirtliche Stelle die Erlaubnis, dass die Reliquien in der Kirche zur Verehrung ausgestellt werden dürfen. Die Kirche wurde 1862 gründlich renoviert. Vom alten Bau erkannte man spätgotische und romanische Mauerreste.
Im Jahr 1920 wurde der „Verein zur Errichtung einer Expositur Rottau" gegründet. Als erstes ordentliches Mitgliede unterzeichnete Bürgermeister Weißenbacher. Die Voraussetzung dafür, dass eine Expositur errichtet wird, war, dass eine Kaution von 52 000 DM hinterlegt wurde und dass ein Pfarrhaus erbaut wurde. Am 1. Mai 1923 wird aus der exponierten Kooperatur Rottau die Expositur Rottau (Pfarrei Grassau) kanonisch errichtet. Erster Expositus in Rottau wurde der vorherige Kooperator Otto Sturm. 1935 wurde der 1877 von Stefan Gellner erbaute Hochaltar erneuert.
Das Gotteshaus konnte die Gottesdienstbesucher nicht mehr fassen, so wurde 1953 unter Pfarrer Michael Estendorfer ein Neubau in die Wege geleitet. Am Osterdienstag 1954 begann man mit dem Abbruch, Turm und Teile vor dem Turm blieben erhalten, am 20. Juni 1954 war die Grundsteinlegung der neuen Kirche, sie nahm Weihbischof Dr. Anton Scharnagl vor. Unter zum Teil großen finanziellen Opfern der Rottauer konnte der Neubau termingerecht vollendet werden und am 3. Oktober 1954 weihte Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler die neue Expositurkirche Rottau. Unser Hochaltar war zunächst der Seitenaltar aus dem 17. Jahrhundert im ehemaligen Kirchengebäude. An diesen barocken, schmalen Seitenaltar wurden im Jahre 1957 zwei Seitenflügel angebracht, mitgearbeitet hat dabei der hiesige Schreiner Andreas Hofmann. Im Jahr 1980 ließ Pfarrer Herbert Heidenreich das alte Stahlgeläut im Turm durch drei Bronzeglocken ersetzen. Seither rufen die der Hl. Dreifaltigkeit, der Gottes Mutter und dem Erzengel Michael gewidmeten Glocken die Gläubigen zum Gottesdienst und zum täglichen Gebet. Die neuen Glocken hat Weihbischof Franz Schwarzenböck geweiht. 1995 feierte Rottau mit Festgottesdienst und Umzug „800 Jahre Kirche". Die wichtigsten Statuen in der Kirche sind eine gotische Figur des HI. Florian (es war wohl früher ein Hl. Sebastian) und über dem Seitenaltar eine Muttergottesfigur „Madonna über dem Meer". Ein Chronist namens Gemharmd erwähnt, dass dies eine Figur aus der alten Kirche um 1500 ist. Sie soll früher das Wallfahrtsziel der Chiemseefischer gewesen sein. Eine Legende erzählt, dass sich auf dem Schnappenberg ein Jäger in sternloser Nacht verstiegen hatte. Hilflos wie er war rief er „Maria überm Meer" in Rottau an und er sah dort ein Lichtlein und erkannte die Wegrichtung. An der Rückwand der Kirche waren früher Votivtafeln zum Dank für Gebetserhörungen durch Maria. Bis zum 14. Jahrhundert durfte kein Kind in der Kirche getauft werden, es war noch Heide, so hatten alte Kirchen Taufkapellen. Die in Rottau stand bis zum Abbruch der Kirche 1954 an der Südseite der Kirche. Nach der Marienerscheinung in Lourdes 1858 wurde in die leerstehende Taufkapelle eine große Grotte zur Marienverehrung eingebaut. Ein weiterer kirchlicher Bau muss in Rottau auch erwähnt werden, die Schusterkapelle, die vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Es ist eine Leonhardikapelle. 1925 fand der erste Leonhardiritt statt, ein schöner kirchlicher Brauch, der in den letzten Jahren wieder eingeführt wurde.
Zwei Höhepunkte des kirchlichen Lebens in Rottau waren die Primiz von Pfarrer Michael Heitzmann am 12. Juli 1931 und die Primiz unseres Vereinsmitglieds und ehemaligen aktiven Plattlers Martin Straßer am 29. Juni 1996. Der Heitzmann- Pfarrer, wie er in Rottau hieß, hielt den Festgottesdienst beim Gaufest 1950.