Musikvermittlung durch Kunstfertigkeit und Humor
Grassau – Kein Platz blieb mehr frei im Kammermusiksaal der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung, und im Publikum saßen viele Jugendliche neben erwachsenen Musikbegeisterten. Dass die bekannten Grassauer Kultureinrichtungen Musikschule und Sawallisch-Stiftung wieder ihre enge Verbindung zeigten, wurde spürbar beim herbstlichen Lehrerkonzert der Musikschule Grassau – war sie doch vor über 20 Jahren Ausgangspunkt der Stiftungsgründung gewesen. Folgerichtig ist der Spendenerlös des Abends vorgesehen für die Förderung begabter Schülerinnen und -schüler in allen sieben Außenstellen der Musikschule.
Ja: „Da Summa is aussi“ - so hieß das erste Stück, gespielt im Foyer der Villa Sawallisch von den „Weisenbläsern“ mit Stefan Fußeder (Flügelhorn), Wolfgang Diem (Basstrompete), Sebastian Krause (Horn) und Johann Schmuck (Bassposaune). Dann gehörte die Bühne des Kammermusiksaals der Gruppe „Weiberdatschi“ mit Bettina Fuchs (Querflöte, Castagnetten), Franziska Fahrer (Hackbrett, Salterio), Doris Seitner (Viola da Gamba, Gitarre) und Gitti Herden (Harfe). Sie führten mit zwei frisch gespielten Stücken aus dem 17. Jahrhundert nach Italien und Spanien (Frescobaldi: Se l’aura spira tutta vezzosa und Kircher: Tarantella Modo hypodorico).
Dem 19. Jahrhundert war der nächste Teil des Konzerts gewidmet, in dem Elisabeth Nagl und Dominika Schmidt kraftvoll und gewandt die ersten sechs der 21 „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms spielten.
Theresa und Sebastian Krause (Klavier und Horn) spielten das romantisch anmutende „Nocturno Op. 7“ von Franz Strauss, der 40 Jahre lang Hornist im Bayrischen Staatsorchester war (womit wieder eine Verbíndung zu Wolfgang Sawallisch geknüpft ist) harmonisch-versiert.
Amina Hodžič, Klavierschülerin von Elisabeth Nagl an der Musikschülerin Grassau und – nach ihrem Abitur im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres – jetzt Musikschulmitarbeiterin, betrat als Nächste die Bühne und beeindruckte die Zuhörer/innen stark mit ihrer Darbietung von Fréderic Chopins „Fantaisie impromptu“.
Der letzte Teil des Konzerts bot kleine Kompositionen aus den letzten Jahrzehnten, beginnend mit dem frech-clownesken Stück „Harlekine“ für Posaune aus der Feder der Grassauer Pianistin und Klavierlehrerin Beatrice von Kutzschenbach, das ihr Mann Wolfgang Diem sichtlich gern vortrug und durch Leonard Bernsteins „Elegy for Mippy II“ ergänzte. Die Möglichkeiten des Instruments wurden hier ebenso klug ausgereizt wie durch Johann Schmuck an der Bassposaune und Wolfgang Diem an der Posaune im folgenden Stück „Peach Pits“ von Tommy Pederson. Schmuck holte sodann lachend seinen Lehrerkollegen, Nachbarn und Freund Stefan Fußeder mit seinem Akkordeon auf die Bühne. Mit schelmischem Selbstbewusstsein zauberte das Duo für das Publikum Billy Joels „Root Beer Rag“ aus dem Jahr 2013, das er, the piano man, für Klavier komponiert hatte und das nun mit Posaune und Akkordeon neuen Klang gewann.
Bereits mehr als 100 Jahre früher, nämlich 1810, hatte Ludwig van Beethoven, ein anderes, sehr bekannt gewordenes Klavierstück geschrieben: das „Albumblatt für Elise“ – und die Pianistin Lei Meng und die Geigerin Marija Hackl setzten dessen Jazz-Adaption aus der Hand des türkischen Pianisten und Komponisten von Fazil Say mit großer Spielfreude wunderbar um: ein glänzender Schlusspunkt des Lehrkonzerts der Musikschule Grassau im Oktober 2024.
Intelligenter Humor und hoch talentierte Darbietung zeichnete das Programm aus – dafür sind die Lehrkräfte der Musikschule Grassau bekannt. Sie blieben nicht nur ihrem Ruf treu, sondern sie steigerten ihn auch noch. Langer Applaus quittierte ihr Spiel, und sie nahmen verdient jeweils eine Rose aus der Hand des kleinen Blumenmädchens Heidi entgegen – die Belohnung für ihren imponierenden ehrenamtlichen Auftritt. Die künftig geförderten Musikschülerinnen und -schüler werden es ihnen danken.
Uta Grabmüller